Donnerstag, 12. Juli 2012

Donnerstag, 12.07.

Liebe Leser,

wir sind wieder da!
Die Nacht im Flugzeug war sehr kurz (bedingt durch die Zeitverschiebung aber auch die extreme Unbequemlichkeit der Sitze). Daher sind wir gegen Mittag etwas zerknautscht in Frankfurt gelandet. Nach der Passkontrolle konnten wir uns noch eine Zeit hinsetzen (mal wieder) und dann Gott sei Dank auch schon bald boarden. Die Strecke Frankfurt - Düsseldorf ist zwar wirklich lächerlich, aber so kamen wir pünktlich um 14 Uhr in der Heimat an.
Bis auf ein paar Mückenstiche, Sonnenbrand und wunde Füße sind wir soweit unversehrt. (Wir hoffen, dass nicht so irgendwelche Nachwirkungen auftreten werden.)

Die vielen Eindrücke, die wir gesammelt haben müssen wir nun erst einmal sammeln, ordnen und verarbeiten. Daher lohnt es sich auch in den nächsten Tagen und Wochen noch ein Blick in den Blog zu werfen, denn es werden bestimmt noch Ergänzungen vorgenommen sowie Bilder und Filme hochgeladen, da dies auf Haiti nicht immer optimal geklappt hat.

Wir danken an dieser Stelle allen, die uns in den letzten Tagen begleitet haben und hoffen unsere Ausführungen konnten einen kleinen Einblick in die Zustände in Haiti liefern. Über Fragen, Kommentare und Anregungen würden wir uns freuen.

Frau Aull und Frau Jahn


Mittwoch, 11.07.

Liebe Leser,

nach einer etwas frostigen Nacht (die Klimanlage hat sich besonders angestrengt) hatten wir noch den ganzen Tag in New York zur Verfügung. Nach einem ausbiegen Frühstück in der Nähe unseres Hotels im East Village entschlossen wir uns Richtung Rockefeller Center zu stapfen. Obwohl Port au Prince und New York City unterschiedlicher nicht sein könnten, konnten wir doch einige Gemeinsamkeiten feststellen. Bei der Temperatur gab es keinen großen Unterschied, in den Straßen ist es genauso laut udn wuselig und gehupt wird hier auch mehr aus Langeweile als alles andere. Menscehn schlängeln sich genauso durch die Autoschlangen wir in Port au Prince nur das sie das obligatorische Handy am Ohr und den Coffee to go-Becher in der Hand haben. Der Müll liegt auch in New York auf den Straßen, allerings in Müllsäcken und auch nicht länger als 12 Stunden.
Der Auffahrt in den 70. Stock des Rockefeller Centers hat man eine atemberaubenden Ausblick auf die Stadt: Central Park, Downtown, die neuen WTC Türme, Hudson und East River etc.

on top of the Rock
 Nachdem wir die Ausblick lange und ausgiebig genossen haben, haben wir den verbleibenden Nachmittag zum Schlendern und Relaxen genutzt. Nebenbei konnten wir dabei unter anderem den Times Square bestaunen.
Times Square
 Am Abend brachte uns ein weiteres Shuttle zum John F. Kenndy Airport und um ca. 22 Uhr Ortszeit sollten wir endlich unsere Reise gen Home antreten.

Dienstag, 10. Juli 2012

Dienstag, 10.7.


Liebe Leser!

Nachdem wir unsere Koffer gepackt und ein letztes Mal im Hotel gefrühstückt hatten, brachte uns Pater Lephène zum Flughafen. Zu unserer Erleichterung blieb das große Verkehrschaos aus, so dass wir überpünktlich am Flughafen ankamen. Das provisorische Flughafengebäude, welches aus einer Halle mit 3 Check-In Schaltern, 2 Immigrationschalter und einer Abflugshalle für 1 Maschine besteht, ist mit reichlich Personal ausgestattet. Dies bedeutet jedoch nicht, dass irgendetwas strukturiert und logisch abläuft. Somit schauten wir beide uns erstmal verwundert und auch sauer an, als wir feststellten, dass jeder Passagier seinen Koffer zur Kontrolle öffnen muss. Wir waren äußerst erfreut, unsere Schlösser auszuschließen und alle Fächer zu öffnen, um festzustellen, dass das verantwortungsbewusste Personal einmal einen Blick hineinwarf und unsere Wäsche von links nach rechts schob.
Am Check-In Schalter angekommen legten wir wie immer unsere Pässe vor. Da Frau Aull die Flugtickets gebucht hatte, wurde sie zuerst eingecheckt und erhielt ihre Bordkarte. Kann ja nix mehr schief gehen… oder doch? Es gab einen lauten Knall. Die Lichter gingen aus, die Bildschirme waren schwarz und alle guckten sich fragend an. Stromausfall!
Wir beiden mussten laut lachen. Hmm… was jetzt? Funktioniert der Strom im Tower noch?
Es hat ca. 10 Minuten gedauert, da beschloss das Bodenpersonal handschriftlich Bordingpässe auszustellen – sehr beruhigend. Im Dunkeln tapsten wir zum Immigrationschalter. Gut, dass man für einen Ausreisestempel keinen Strom braucht. Und tada… der Strom war wieder da.
Die Maschine hatte ca. 40 Minuten Verspätung, daher besuchten wir den Duty Free Bereich, der aus 3 kleinen Boutiquen und Rumgeschäften bestand. Nachdem wir feststellten, dass ein einfaches Gummiarmband mit haitianischen Farben 4 US-Dollar kosten sollte, hatte sich dieser Zeitvertreib auch wieder erledigt und widmeten uns unseren aus Deutschland mitgeschleppten Büchern.
Auch das Borden verlief nicht weniger unspektakulär. Da das Flugzeug mit zwei Treppen ausgestatten war, wollten wir mit der gewiesenen Sitzreihe 34 natürlich die Hintere benutzen, wurden jedoch vom Bodenpersonal aufgefordert, die Vordere zu nehmen. Nachdem wir einmal durch das ganze Flugzeug gegangen waren, kamen uns zahlreiche Passagiere entgegen, die nun doch die hintere Tür nutzen durften, jedoch vorne saßen. Somit kam es in der Mitte des Flugzeuges zu zahlreichen, freundlichen Zusammentreffen.
Des Weiteren ist der Flug ohne weitere Zwischenfälle von Statten gegangen und wir sind gut in Newark, New Jersey gelandet. Von dort haben wir ein Shuttle zu unserem Hotel in Manhatten genommen und uns schließlich noch ein nettes Abendessen gegönnt. Morgen treten wir dann die letzte Etappe an.

Montag, 9. Juli 2012

Montag, 9.7.


Liebe Leser,

heute Morgen sind wir zu einem Unternehmen gefahren, dass Jugendliche beschäftigt, die die vier Jahre in Lakay durchlaufen haben und so eine berufliche Grundausbildung vorweisen können. Einer dieser Jugendlichen ist Mackenzie. Er ist 25 Jahre alt und arbeitet seit drei Jahren als Schweißer in dieser Firma. Er ist auf dem Land geboren, von wo er mit 11 Jahren nach Port au Prince kam, um Geld zu verdienen. Von seiner Zeit auf der Straße wollte er nicht viel erzählen, nur so viel, dass er sich irgendwie durchgeschlagen hat. Durch einen Freund hat er von Lakou erfahren und hat eines Tages einfach mal dort vorbeigeschaut. Von Lakou kam er nach Lakay. Dort wurde ihm eine Schul- und berufliche Ausbildung ermöglicht. Sein Vater und seine Mutter leben immer noch auf dem Land sowie 7 Geschwister, zwei andere sind auch hier in Port au Prince. Er ist glücklich, dass er durch Don Bosco eine Möglichkeit hatte zu lernen und eine Arbeit zu bekommen. Morgen hat er eine staatliche Prüfung, die ihm weitere berufliche Wege öffnen wird. Dafür wünschen wir ihm nur das Beste.

mit Mackenzie
Anschließend haben wir die Fondation Renaldi besucht. Hier fließen alle Projekte der Salesianer auf Haiti, die in diesem Jahr übrigens ihr 75 Bestehen feiern, ineinander. Père Orlando aus Italien und Père Jacques aus Haiti kümmern sich federführend um alle Anträge und Projekte.

Da unser Aufenthalt morgen schon vorbei ist, mussten wir dann doch mal einen Stopp auf einem lokalen Markt einlegen, um ein paar Souvenirs zu besorgen. Schon kurz nach dem Betreten der Markthalle hat es sich wie ein Lauffeuer herumgesprochen, dass zwei Deutsche „shoppen“ wollen und so kramte jeder Händler seine besten deutschen Wortfetzen aus. Nach kurzer Zeit hatten wir, wonach wir gesucht haben, doch das Angebot der Händler wollte nicht aufhören und eine Menschentraube verfolgte uns und rief uns permanent „Hey Lady“ oder „Madame“ hinterher. Wir versuchten ohne möglichst viel nach links und recht zu gucken den Ausgang zu finden, doch mit den Personen, die sich an unseren Armen festhielten, gestaltete sich dies nicht ganz so einfach. Irgendwann haben wir doch ohne weitere Blessuren und Ausgaben tätigen zu müssen unser Auto erreicht. Als Weiße hatten wir natürlich die Pole Position auf dem Parkplatz bekommen und konnten so schnell abdüsen.
Den Nachmittag verbrachten wir nach einem gemeinsamen Mittagessen in ENAM, wo wir erneut die Zeit hatten uns mit Pater Stra zu unterhalten, Fotos und Informationen mit den Franzosen auszutauschen und Frau Aulls Haare erhielten außerdem ein lokales Styling.

mit Pater Stra
Nachdem wir uns von allen verabschiedet haben, die wir morgen früh nicht mehr sehen werden, schlüpften wir ein letztes Mal unser unter Moskitonetz.

Sonntag, 8. Juli 2012

Sonntag, 8.7.


Liebe Leser,


das Wochenende ist ja noch nicht vorbei. Auch am geheiligten Sonntag sollten wir eine neue und ganz andere Seite von Haiti kennen lernen. Gegen 9 Uhr 30 holte uns Pater Lephène zusammen mit den französischen Jugendlichen und ihren Ausbildern ab. Auch Pater Stra war dabei, der gestern Abend aus Santo Domingo (Dominikanische Republik) wieder nach Port au Prince gekommen war.

bei 35 Grad ist es im Bus ganz schön muckelig
Somit fuhren wir zu elft in unserem muckeligen Büslein los. Nach ca. zweistündiger Fahrt gen Norden zeigte sich schon aus dem Geländewagen heraus, was uns erwarten sollte. Glasklares, türkisblaues Wasser und wunderschöne Palmen, die für uns auch die eine oder andere Kokosnuss entbehrten. Pater Lephène brachte uns zum Privatstrand eines Hotels mit Blick auf die Insel Goyave. Der Eintritt in dieses Paradies betrug am heutigen Wochenende 40 Dollar pro Person incl. Mittagsbuffet. Daher kann man sich vorstellen, dass die Clientèle eher touristisch war bzw. gehobener. Nach einer Erfrischung im kühlen Nass erzählte uns Pater Stra von einem Ableger des Projekts Lakou Lakay, dass er vor vier Jahren in Cap Haitien im Norden Haitis aufgebaut hat und seitdem zusammen mit einigen Erziehern betreut. In Santo Domingo war er um sich dort über ähnliche Projekte zu informieren, die aber anders als in Haiti staatlich unterstützt werden

in Moulin sur Mer
Im Anschluss gab es Mittagessen und ein Nickerchen im Schatten. Trotz Sonnenschutzfaktor 30 und 50 zeigten sich rote Ränder an den zuvor europäischweißen Nasen und Schultern.
Der Tag war einfach wundervoll, aber nicht alles kann immer wundervoll sein. Denn wer wird krank? Und das auch noch am Strand! Die Jahn! Das einheimische Essen hat wohl doch so seine Tücken, die für europäische Mägen nicht ganz gemacht sind. Toiletten waren Gott sei Dank (da Privatstrand) nicht weit entfernt und in akzeptablen Zustand und einer der französischen Ausbilder hatte eine ganze Notfallapotheke dabei an der man sich bedienen konnte. So war die Rückfahrt erträglich. Trotzdem ist in den nächsten Tagen eine Salzstangendiät angesagt (die klugerweise von Frau Aull) importiert wurden.

Samstag, 7.7.


Liebe Leser,

Wochenende! Das heißt auch wir durften einen besonderen Tag erleben. Nach zwei leckeren Pancakes und zuckersüßen Bananen zum Frühstück holte uns Pater Lephène zusammen mit den französischen Jugendlichen und deren Ausbildern ab. Es gab ein kleines Missverständnis hinsichtlich der Planung für den Tag. Daher mussten wir schnell umdisponieren und in den Tiefen unserer Koffer unsere Bikinis suchen und anziehen, denn es sollte zu einem Wasserfall gehen. Nach zweistündiger Fahrt über im wahrsten Sinne des Wortes Stock und Stein fühlten wir uns gut geschüttelt (nicht gerührt). Da wir aufgrund unserer Hautfarbe nicht unentdeckt blieben musste Pater Lephène über unseren Eintrittspreis (die Einheimischen zahlen natürlich nichts) schwer verhandeln. Doch es hat sich gelohnt: Auf uns wartete ein wunderschöner Wasserfall in den Bergen Haitis. Dieser Ort ist für viele Pilger und Einwohner eine religiöse Stätte, so dass viele beteten, Loblieder sangen und Kleidungsstücke als Entbehrung der Vergangenheit und somit des Schlechten den Fluss runterspülten. Das Baden im Fluss soll einem zum Glück verhelfen, was wir uns demnach auch nicht entgehen ließen. Nachdem wir zwei Stunden die Klippen und Steine hoch und runtergekrabbelt sind und uns die Brandung in den Rücken prasseln ließen fuhren wir hungrig und müde zurück nach Port au Prince, wo uns erneut ein leckeres Mittagessen bei den Patern erwartete.
am Wasserfall in Saut d'Eau
Gestärkt fuhren wir in den Supermarkt, um uns mit Süßigkeiten einzudecken, die aber gar nicht für uns bestimmt waren. Denn am heutigen Abend warteten ca. 40 Kinder des CDR, das mit Lakay zusammenarbeitet schon auf uns. Wir wurden von den Jungen im Alter zwischen 5 und 15 Jahren sehr freundlich empfangen. Nachdem wir uns vorgestellt hatten und Pater Lephène erklärt hat, welche Verbindung Don Bosco Essen mit Don Bosco Port au Prince hat, stellten wir uns einer „harten“ Fragerunde über uns und was wir so machen. Im Anschluss daran bedankten sich die Kinder bei uns, dass wir die weite Strecke zu ihnen gekommen sind, weil sie dazu nicht die Möglichkeiten haben. Besonders dankten sie dem DBG,  da sie ihrer Meinung nach ohne die Spenden kein Dach über dem Kopf hätten, nicht zu essen, keine Zukunft und sogar meinen, dass die ohne Don Bosco nichts bzw. nicht da wären. Dies rührte uns zu Tränen. Die Kinder waren stolz darauf uns ihr Können zu präsentieren indem sie tanzten und sangen.


Über die mitgebrachten Süßigkeiten sowie „Spezialitäten“ (Brand Zwieback, Wasa Knäckebrot)  aus Deutschland freuten sie die Kinder sehr und nach einer ausgiebigen Fotosession verabschiedeten wir uns schweren Herzens. 

mit den Straßenkindern

Samstag, 7. Juli 2012

Freitag, 6.7.


Liebe Leser!

 

Nachdem uns Pater Lephène wieder durch die Straßen von Port au Prince gefahren hat, (Verkehrsregeln konnten wir nämlich bisher noch nicht erkennen) haben wir uns das Projekt Lakou näher angeschaut. Dort haben etwa 250 Mädchen und 150 Jungen im Alter zwischen 15 und 24 Jahren, die sich fast alle auf der Straße prostituieren, die Möglichkeit eine warme Mahlzeit zu bekommen und zumindest in Grundzügen das Lesen und Schreiben zu lernen sowie eine Grundausbildung beispielsweise im Nähen oder in der Holzverarbeitung zu erhalten.

Mittagessen in ENAM
Wir wurden mittags erneut sehr herzlich eingeladen mit den Patern vor Ort zu essen. Außerdem sind bei ENAM zurzeit vier Jugendliche aus Frankreich sowie deren Ausbilder zu Gast, die im Rahmen ihrer technischen Ausbildung den Salesianern für drei Wochen unter die Arme greifen und zumindest provisorisch z.B. elektrische Kabel verlegen oder flicken. Somit erhielten wir auch einen Einblick, wie die Pater wohnen und wie die Mittagspause bei den auszubildenden Jugendlichen aussieht.
Am Nachmittag haben wir auch eine gemeinsame Tour nach Kelscoff unternommen. Auf einem fast 2500 Meter hohen Aussichtspunkt hat man einen atemberaubenden Blick über die Stadt und lernt das Land von einer ganz anderen Seite kennen. Die Luft ist angenehm frisch und sauber, so dass einige Häuser dort oben sogar Kamine zum Heizen haben.  Nachdem wir uns den Weg zum Hotel durch die immerwährenden Staus gebahnt haben, konnten wir den Abend bei einem lokalen Bier bzw. einer eisgekühlten Cola ausklingen lassen

mit Pater Lephène, Florian, Willie und Marcel